Während ich den Artikel schreibe, sitze ich in einem Café, in dem ich ab und zu arbeite. Gerade bin ich ziemlich neidisch geworden – jemand ist reingekommen und hat sich auf einen Sonnenplatz gesetzt (im Dezember!), den ich gar nicht gesehen habe. Ich habe mich dorthin gesetzt, wo ich immer sitze. Wieso bloß?

Gewohnheit

Gewohnheiten haben eine große Macht. Wir bleiben bei Dingen, zum Beispiel einer ungeliebten Arbeit, weil etwas Neues zu versuchen noch schmerzhafter sein könnte. Immerhin kennen wir das, was wir jetzt haben, es bietet Sicherheit.

Wenn wir diesen sicheren Hafen verlassen, verursacht das sofort persönliche Kosten – Unwohlsein, Angst, womöglich schlaflose Nächte. Das Neue, wofür wir uns entscheiden, ist aber noch nicht eingetreten, es existiert nur als Gedanke und als Wunsch. Und auch wenn es am Ende sehr viel besser sein könnte als das, was wir jetzt haben – noch sind die Vorteile schwer zu fassen.

Trotzdem kann man sich fragen, wo man in drei oder fünf Jahren gerne wäre. Was wäre ein Ort, auf den man sich sogar Sonntags abends freuen würde? Mit wem würde man gerne arbeiten wollen, welchen Aufgaben würde man sich widmen? Diese Übung öffnet den Blick dafür, wie sehr sich Wunsch und momentane Wirklichkeit unterscheiden und was möglich wäre.

Existenzangst

Ist fast selbsterklärend – ich brauche Geld für Miete, Essen, Kredit, Kleidung, Urlaub, …
Das stimmt. Es sagt aber auch niemand, dass man Hals über Kopf seinen Job kündigen und in den Sonnenuntergang reiten soll mit der Vorgabe, sich selbst zu finden.

Einer Idee davon, was als Job gut oder besser wäre, kann man sich auch langsam nähern – durch Gespräche mit Freunden oder Mithilfe von Selbsthilfebüchern (zum Beispiel mit dem Klassiker von Richard N. Bolles: Durchstarten zum Traumjob: Das ultimative Handbuch für Ein-, Um- und Aufsteiger). Danach kann man sich immer noch in aller Ruhe aus seinem Job oder der Elternzeit heraus bewerben, so machen das viele meiner Klientinnen und Klienten.

Unterstützung von außen (und fehlendes Selbstvertrauen)

Oft höre ich, dass Familie oder Freunde wenig Verständnis für den Wunsch zeigen, den Job zu wechseln. „Wie kannst du eine sichere Stelle aufgeben“ bis „Oh Gott, da hätte ich totale Angst“ sind die Dauerbrenner unter den Aussagen.

Menschen, die diese Einstellung haben (und das sind sehr oft die eigenen Eltern -unabhängig davon, wie alt man ist!), sollte man in der Phase der Veränderung meiden. Das meine ich ernst. Es sind oft ihr eigenes Sicherheitsbedürfnis und ihre Angst, die sich in den Äußerungen zeigen.

Stattdessen darf man sich mit Personen umgeben, die verstehen, dass man an seinem Job leidet. Noch besser – die einen gut kennen und zeigen können, wie viele Herausforderungen man schon geschafft hat, dass es immer weitergegangen ist und dass es keinen Grund dafür gibt, wieso es diesmal nicht auch wieder so sein sollte.

Idealerweise geht man gemeinsam die berufliche Biografie durch und schaut, was man an einzelnen Orten (erster Job, Eltern werden, besonderes Hobby, zweiter Job, …) gelernt und an Fähigkeiten mitgenommen hat. Im Coaching heiß das „Lebenslinie“ oder „Lebensfluss“ und ist oft die Grundlage für die Zusammenarbeit auf der Suche nach einem Job, der passt.

Und wenn alle Stricke reißen, gibt es ja zum Glück Menschen, die sich auf Begleitung bei beruflichen Veränderungen spezialisiert haben und Künstler, die sich diese Frage auch schon mal stellten:

 


 

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Hier bloggt Magdalena Kaminska von Kaminska Coaching zur beruflichen Neuorientierung, Wiedereinstieg in den Job und Selbst- und Zeitmanagement. Zu gleichen Themen coache ich in meiner Praxis in Leipzig oder online

 

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